Über Jahrzehnte hinweg haben Ärzte und Ärztinnen die Vertreter/innen aus der Industrie (wie z.B. Pharma oder Medizintechnik) als hilfreiche Informationsquellen angesehen für die man sich gerne Zeit genommen hat. Während Besuchen wurden viele inspirierende Diskussionen geführt, die im Interesse beider Seiten standen.
Heutzutage gibt es jedoch immer mehr Ärztinnen und Ärzte, die gar keine Industrievertreter und Industrievertreterinnen mehr empfangen wollen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Es wird meistens angegeben, dass zu wenig Zeit in der Praxis dazu führt. Ungefragte Spontanbesuche und ständige Anrufe in der Praxis führen zu einer grossen administrativen Belastung für das Praxispersonal. Oft wird auch der gewünschte Informationscharakter von Gesprächen von einem stärkeren Verkaufscharakter überschattet. Der persönliche Kontakt zu den Unternehmen fällt immer mehr in den Hintergrund. Eine langfristige persönliche Beziehung zu Ärztinnen und Ärzten aufzubauen wird natürlich schwerer.
Auf der anderen Seite stehen auch Ärztebesucher und Ärztebesucherinnen unter einem enormen Druck. Noch mehr Besuche sollen in möglichst weniger Zeit und mit hoher Qualität stattfinden. Hier steigt der Druck natürlich stark, da die Ärzte und Ärztinnen immer weniger Ärztebesucher empfangen möchten. Nicht nur die Gespräche mit den Ärzten und Ärztinnen selbst, sondern auch ein Grossteil der Akquise lastet auf den Schultern der Industrievertreter und Industrieverterinnen. Auch hier steigt die administrative Belastung zunehmend.
Wie können Besuche in Zukunft generell wieder einen positiveren Charakter annehmen? Hierzu haben wir einige Anregungen zusammengetragen.
Für Industrievertreter/innen:
- Bauen Sie langfristige Kontakte zu den Ärzten und Ärztinnen und dem Gesundheitspersonal auf und stehen Sie diesen als Informationsquelle zur Seite.
- Benutzen Sie den bevorzugten Weg des Arztes / der Ärztin um mit Ihm in Kontakt zu treten und nutzen Sie neue Möglichkeiten den Arzt zu erreichen.
Für Ärztinnen und Ärzte:
- Keine Pharmabesucher mehr zu empfangen, sollte für Sie keine Option sein. Auch wenn Sie vielleicht Ihre Gründe haben, wird der Austausch mit der Pharmaindustrie auch in Zukunft essenziell dafür sein, Ihren Patientinnen und Patienten die beste Behandlung zum richtigen Zeitpunkt zu bieten. Selektieren Sie Ihre Besucher und Besucherinnen darum, lieber, als die Industrie ganz aus Ihrer Praxis zu verbannen. Vertreter der Pharmaindustrie sind die beste Informationsquelle zu neuen und innovativem Produkten und das Wohl Ihres Patienten.
Für alle Involvierten:
- Jegliche Interaktionen, die in einem Beratungsgespräch stattfinden, sollten auf einer menschlichen Ebene gesehen werden. Auf der einen Seite darf es nicht nur darum gehen, so viel wie möglich zu verkaufen und auf der anderen dürfen Pharmabesucher nicht generell als Störfaktoren gesehen werden. Fördern Sie einen intellektuell bereichernden Austausch für beide Seiten.
- Ein Punkt, der ohne großen Aufwand verbessert werden kann, ist die Verkleinerung des administrativen Aufwands für die Besuchsplanung. Die Ärztebesucherplanung ist ein hilfreiches Tool, um diesen Aufwand für das Gesundheitspersonal und die Besucher zu minimieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gesundheitspersonal aus verschiedenen Gründen weniger Ärztebesucher empfangen kann. Einer der wichtigsten Gründe ist der steigende Leistungs- und Effizienzdruck, der auf beiden Seiten lastet. Um das Wohl der Patienten zu verbessern, ist ein regelmässiger Austausch zwischen Industrie und Gesundheitspersonal unerlässlich. Daher müssen beide Seiten in Zukunft zusammenarbeiten, um hier eine Verbesserung zu erzielen. Ein wichtiger erster Schritt besteht darin, digitale Tools einzusetzen, um den administrativen Aufwand und den damit verbundenen Stress auf beiden Seiten zu minimieren.